Hohenraunau, Friedhofsgeläut
Wenige Kilometer südlich der Stadt Krumbach in Schwaben liegt das kleine Dorf Hohenraunau. Auf dem idyllischen Friedhof, am höchsten Punkt des Ortes, befindet sich ein absolutes Unikat, nämlich das größte freistehende Geläute Deutschlands. Es wurde aus sechs ausgedienten Gussstahlglocken zweier Kirchen zusammengefügt und erklingt jeden Samstag um 18:00 Uhr und zu besonderen Anlässen - vorausgesetzt es sind genügend Personen aus dem Ort zum Läuten anwesend, da die Glocken per Hand geläutet werden. Aber auch Besucher dürfen mitläuten, wenn Sie das möchten.
6-stimmiges Geläute: as°-ces'-des'-f'-as'-b'
"SALVATOR IN J. CHR."
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as°-10
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2.560 kg
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200 cm |
1948 |
Bochumer Verein (Versuchsrippe) |
"AVE MARIA" |
ces'-7 |
1.530 kg |
168 cm |
1948 |
Bochumer Verein (Versuchsrippe) |
"HL. JOSEF FÜHRE UNS ZU JESUS HEIM"
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des'-9
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1.080 kg
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151 cm |
1948 |
Bochumer Verein (Versuchsrippe) |
"VOCO AD SACRA: VENITE!"
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f'-2
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800 kg
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126 cm |
1948 |
Bochumer Verein (Sekundschlagrippe) |
"OMNIA AD MAJOREM DEI GLORIA!" |
as'+6 |
460 kg |
106 cm |
1948 |
Bochumer Verein (Sekundschlagrippe) |
"SURSUM CORDA" |
b'+3 |
340 kg |
95 cm |
1948 |
Bochumer Verein (Sekundschlagrippe) |
Quelle: Sebastian Schritt
Die drei kleinen Glocken in Sekundschlagrippe stammen aus der Pfarrkirche Niederraunau (Gesamtdisposition des'-f'-as'-b'), die drei größeren in einer sehr leichten Sonderversuchsrippe vom Turm der Kirche St. Sylvester in Hiltenfingen (Gesamtdisposition gis°-h°-cis'-e'-fis') .
Ein kurioses Geläute, an dem man natürlich nicht die Maßstäbe anlegen darf, wie man es bei einem Geläute in einem Kirchturm tun würde. Hier zählt in erster Linie der nostalgische Wert: es ist einerseits eine gute Idee, die ausgedienten Stahlglocken auf diese Weise weiterhin in Betrieb zu lassen - nämlich "ad majorem dei gloria", wie es auf Glocke 5 steht. Andererseits wird somit in unserer elektrifizierten Glockenwelt weiterhin die Tradition des Läutens per Hand aufrecht erhalten, noch dazu in direktem Blickkontakt zu den Glocken.