Dietfurt a. d. Altmühl, Stadtpfarrkirche St. Ägidius
Die Siebentälerstadt Dietfurt liegt an der Ferienstraße Alpen-Ostsee im Naturpark Altmühltal. Von den fünf Kirchen in der Stadt besitzt die Stadtpfarrkirche den mit etwa 60 m höchsten Turm, der noch aus gotischer Zeit stammt. Das Kirchenschiff wurde nach Plänen des Eichstätter Hofbaudirektors Gabriel de Gabrieli in den 1730er-Jahren neu errichtet. Dabei verwendete man das Mauerwerk der gotischen Kirche, stockte es auf und verlängerte das Langhaus. Die Konsekration erfolgte 1736, bis zur Vollendung der Innenausstattung vergingen noch weitere 36 Jahre. Neben dem Tabernakel des Hochaltars befinden sich die beiden wertvollsten Ausstattungsstücke, nämlich zwei Anbetungsengel des berühmten Rokokobildhauers Ignaz Günther.
6-stimmiges Gloria-TeDeum-Geläute: h°-cis'-e'-fis'-a'-h'
Eine genaue Glockenbeschreibung folgt unten.
Heute befinden sich insgesamt sieben Bronzeglocken mit einem Gesamtgewicht von rund 8.900 kg im Turm der Stadtpfarrkirche.
Hier können Sie einen Blick in die
Läuteordnung werfen.
Drei Glocken des Geläuts sind historisch, alle anderen wurden 1989 in Karlsruhe gegossen und erfreuen die Dietfurter seit 1990 mit ihrem schönen Klang.
Sie sind der Ersatz für das nach dem 2. Weltkrieg in den Jahren 1946/47/48 angeschaffte 6-stimmige Stahlgeläute (Bochumer Verein). Wer sich mit Stahlglocken ein wenig auskennt, weiß, dass Exemplare aus der unmittelbaren Nachkriegszeit noch gravierende klangliche Mängel aufwiesen (Stichwort "Sekundschlagglocken"). Trotzdem bestellte man, nachdem die ersten 4 Glocken auf dem Turm waren im Jahr 1947 noch zwei weitere. 1948 war das Geläute damit komplett und erklang in der Tonfolge es'-f'-g'-b'-c''-es''.
Die Freude über die Glocken hielt jedoch nur wenige Jahrzehnte an: technische Schwierigkeiten, Materialermüdung und der unschöne Klang ließen den Wunsch nach neuen Glocken aufkommen, zumal da zwei alte Bronzeglocken (die heute Teil des Geläutes sind) vom Hamburger Glockenfriedhof zurückkehrten und nun, neben der Sterbeglocke, die im Krieg nicht abgeliefert werden musste, wieder drei Glocken des alten Geläutes verfügbar waren. So entschied man sich Ende der 1980er-Jahre für neue Glocken. Die Stahlglocken wurden abgenommen und zum Teil an neue Einsatzorte gebracht.
Die größte Glocke wurde im Frühjahr 2007 restauriert und kann nun an der Südostseite der Stadtpfarrkirche besichtigt werden, zwei gingen nach Rumänien, zwei weitere sind im Privatbesitz und hängen an einem Gerüst im Hof einer Firma im Dietfurter Industriegebiet, die c'' läutet jetzt im nahe gelegenen Schweinkofen.
Das Dietfurter Geläute gehört nach dem Urteil des früheren Glockensachverständigen der Diözese, Wolfram Menschick (+2010), zu den bedeutendsten und schönsten Geläuten im Bistum. Außerdem ist die Ägidiusglocke die tontiefste Bronzeglocke der Diözese nach der Dreifaltigkeitsglocke des Eichstätter Doms.